Önder Demirekin hat sich dem Druck gebeugt

Kein guter Tag für Önder Demirekin: Gegen den SC Gottmadingen-Bietingen musste seine Mannschaft eine 0:7-Schlappe hinnehmen.  Foto: Peter Pisa


Önder Demirekin verrät die Gründe für seinen Abgang


Obwohl Önder Demirekin mit seiner Mannschaft in der vergangenen Spielzeit erst in der Relegation zum Aufstieg in die Landesliga gescheitert war, musste sich das Konstanzer Fußball-Urgestein nach einer Niederlagenserie und blutleeren Auftritten der TSV-Elf nun dem Druck aus Verein und Umfeld beugen und seinen Hut nehmen. TSV-Vorstand Abdullah Karaboga bedauert diese Entwicklung. „Es ist natürlich vollkommen klar, dass die aktuelle Situation nicht nur Schuld des Trainers ist“, beteuert er. „Aber der Druck ist groß und der Trainer in der Verantwortung. Grundsätzlich ist aber wichtig: Wir haben den Trainer nicht entlassen. Er ist zurückgetreten.“

 

Önder Demirekin selbst sieht das ein wenig anders. „Ganz freiwillig bin ich nicht gegangen“, korrigiert er. „Aber die Stimmung in Teilen des Vereins hatte sich gegen mich gewendet, und es gab Streit in der Mannschaft. Es ist viel hinterrücks über mich geredet worden, und ich dachte, bevor Personen, die mich eigentlich mögen, wie beispielsweise der Vorsitzende Abdullah Karaboga, mich entlassen müssen, gehe ich lieber selbst. Der Zeitpunkt und die Art und Weise waren nicht sehr schön.“ Die Kritik an den jüngsten Ergebnissen und Auftritten kann Demirekin jedoch verstehen. „Der ausschlaggebende Punkt war sicher, dass wir laufend Niederlagen kassiert haben. Die Stimmung war wirklich ganz unten“, gesteht er ein. „Aber die Frage ist: Liegt das wirklich an mir? Aber natürlich ist der Trainer dann die Schwachstelle, denn du kannst nicht fünf oder sechs Spieler rauswerfen. “ Trotzdem kann er die Heftigkeit der Zweifel an ihm nicht nachvollziehen. „Die ganzen letzten Jahre ging es immer aufwärts. Ich verstehe nicht, dass man dann bei einer schweren Phase sofort die Person hinterfragt, die immer 100 Prozent für den Verein gegeben hat. Mach zehn Sachen gut, aber eine schlecht, und du wirst trotzdem kritisiert“, ärgert er sich.

 

Für den Ex-Trainer sind die Gründe für die schleppende Saison auch im Kader zu suchen. „Es gibt Spieler im Team, die sich nicht wehren, wenn sie in Rückstand geraten. Die haben den Charakter dazu nicht“, äußert er selbst scharfe Kritik, betont aber, dass diese sich nur auf die Leistung auf dem Platz beziehe. „Privat sind das alles Top-Jungs, das steht außer Frage“, sagt Demirekin. Über seinen Abschied ist er mehr als traurig. „Ich war als Spieler und Trainer lange hier und war sicher auch mehr als einfach nur ein Trainer. Der Verein liegt mir am Herzen“, stellt er klar. „Mein Ziel war es, den Club noch eine Liga höher zu bringen, aber ich bin auch glücklich, wenn es ein anderer schafft.“

Wer das sein könnte, steht momentan noch in den Sternen. „Ich werde mich nicht hetzen lassen“, zeigt sich der TSV-Vorsitzende Karaboga tiefenentspannt. „Es ist wichtig, dass es kein Schnellschuss ist, sondern jemand, der zu diesem besonderen Verein passt.“ Er will sich noch einmal bei Demirekin für die gemeinsamen Jahre bedanken. „Er ist einer von uns, und das wird sich auch nie ändern“, hebt er hervor. Der geschasste Trainer will sich nun vorerst eine Auszeit gönnen. „Ich fliege in den Urlaub und mache Pause“, verrät Demirekin. „Aber ich werde dem Fußball sicher erhalten bleiben. Das ist und war mein Leben.“